Hier weiden Ziegen im Auftrag der DB

Landschaftspflege der besonderen Art im ehemaligen Steinbruch in der Fränkischen Schweiz

Der alte Steinbruch Ludwag in der Fränkischen Schweiz ist in der Region bekannt für seine bizarre Schönheit. Was nur Wenige wissen: das 18 Hektar große Gebiet ist eine Ausgleichsfläche der Deutschen Bahn für die Ausbaustrecke (VDE 8.1). Wir waren mit der  DB-Umweltingenieurin Carla Fauser vor Ort und haben uns zeigen lassen, wie sie und ihre Kolleg:innen den Steinbruch behutsam in ein kleines Paradies für Tiere und Pflanzen verwandeln.

In unzähligen Farben schillernde, bizarre Felsformationen, knorrige Bäume und vom Wind zerzauste Rasenflächen - so präsentierte sich uns der ehemalige Steinbruch Ludwag, als wir vergangenen Herbst mit DB-Umweltingenieurin Carla Fauser vor Ort waren. Der alte Kalk-Steinbruch liegt in der Fränkischen Schweiz und ist in der Region bekannt für seine einmalige Kulisse, seine wilde Natur und seine unberührte Schönheit. Bis vor einigen Jahren gab es hier sogar einen kleinen See. Der ist mittlerweile ausgetrocknet, dafür grasen hier jetzt schneeweiße Ziegen - im Auftrag der Deutschen Bahn. Doch dazu später mehr.

Die DB hat den stillgelegten Steinbruch als Ausgleichsfläche für ihre Bautätigkeiten im Rahmen des Projekts Bahnausbau Nürnberg–Bamberg (VDE 8.1) erworben. Das Gebiet ist mit rund 18 Hektar Fläche die größte Ausgleichsfläche für den Bauabschnitt Altendorf–Hirschaid–Strullendorf.

Carla Fauser ist für das Projekt Bahnausbau Nürnberg–Bamberg als Umweltingenieurin tätig (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).
Durch den Einsatz der DB kann sich dieses besondere Naturparadies optimal entwickeln und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).

Vermeiden, vermindern, ausgleichen

Wir haben uns von Carla zeigen lassen, wie das Umwelt-Team der Deutschen Bahn zusammen mit einer beauftragten Garten- und Landschaftsbau-Firma den Steinbruch behutsam pflegt und ihn nach und nach in ein kleines Paradies für Tiere und Pflanzen verwandelt. Sie sorgen unter anderem dafür, dass das Gelände nicht verwaldet und so für die vielen hier ansässigen Tier- und Pflanzenarten erhalten bleibt. Dafür stimmt sich die Bahn eng mit den zuständigen Naturschutzbehörden ab.

„Bei der Planung von Infrastrukturprojekten untersuchen wir die möglichen Auswirkungen der Baumaßnahmen auf Natur und Umwelt im Vorfeld sehr genau. Unser oberstes Ziel ist es, diese Auswirkungen ganz zu vermeiden oder zu vermindern. Wo das nicht möglich ist, entwickeln wir zusammen mit Fachleuten passende Ausgleichsmaßnahmen. Dieses Vorgehen wird durch zahlreiche Gesetze geregelt und sichergestellt.“, erläutert Carla.

So funktioniert des Ausgleich

Auch für das Projekt "Ausbaustrecke Nürnberg–Bamberg" wurden in der Planungsphase umfangreiche Umweltverträglichkeitsuntersuchungen durchgeführt. Wo neue Gleise gebaut werden, Baustraßen für den Baustellenverkehr errichtet, Böden verdichtet und Lagerplätze für Materialien geschaffen werden, wird Platz benötigt. Manche Flächen werden nur für die Zeit der Bauarbeiten in Anspruch genommen, etwa Lagerflächen und temporäre Straßenanbindungen. Andere Flächen werden dauerhaft benötigt. Zum Beispiel dort, wo die zusätzlichen beiden Gleise der Ausbaustrecke verlaufen.

Wenn das der Fall ist, muss für die dort heimischen Tiere und Pflanzen ein Ausgleich geschaffen werden, entweder vor Ort oder an einer anderen Stelle. Carla erklärt: „Wenn wir in unmittelbarer Nähe keine passende Fläche finden, suchen wir zusammen mit den Naturschutzbehörden und den Fachplaner:innen andere Grundstücke, wo wir den Verlust an Lebensräumen gleichwertig ausgleichen können.“

Die Bahn erwirbt diese Kompensationsflächen oder lässt ein entsprechendes Nutzungsrecht im Grundbuch eintragen. Das sichert den Erhalt der Flächen dauerhaft. Das Gelände im oberfränkischen Scheßlitz hat die Deutsche Bahn gekauft. Carla und ihre Kolleg:innen sorgen nun dafür, dass sich dieses besondere Naturparadies weiter so prächtig entwickelt und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten kann.

Durch gezielte Pflegemaßnahmen wie Entbuschung und Beweidung entsteht ein struktur- und artenreicher Lebensraum (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).
Ziegen pflegen die wertvollen Magerrasenflächen auf natürliche Art und Weise (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).

Neue Lebensräume für Schmetterlinge, Eidechsen und Vögel

Zusammen mit Fachleuten hat das DB-Team ein Pflege- und Entwicklungskonzept für den ehemaligen Steinbruch erarbeitet, das für einen besonders struktur- und artenreicher Lebensraum sorgt. Von den Maßnahmen profitieren zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, darunter Schmetterlinge, besondere Enzianarten, Zauneidechsen, Eulen und die Heidelerche.

Neben einem zunächst unauffälligen Haufen aus Steinen bleibt Carla stehen, sie deutet auf die Steine, den Sand und das Holz daneben: „Das hier sind unsere Zauneidechsenhabitate. In den Sandhäufen legen die Tiere ihre Eier, das Holz und die Steine dienen zum Aufwärmen und als Versteck. Diesen Ersatzwohnraum der besonderen Art haben wir gleich zu Beginn der Bautätigkeiten entlang der Strecke eingerichtet. Die Eidechsen mögen einen Mix aus Sonnenplätzen und kühlen Verstecken. Deswegen versuchen wir mit Totholz, Sand und Bruchsteinen ihre gewohnte Umgebung im und am Gleisbett nachzuahmen.“

Hier grasen Ziegen im Auftrag der DB

Und hier schließt sich der Kreis zu den ringsum friedlich grasenden Ziegen: „Die Ziegen sind hier im Auftrag der Deutschen Bahn im Einsatz. Sie halten das Gras der Magerwiesen auf der richtigen Höhe. Und das ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Ansiedelung von Zauneidechsen. Anders als große Aufsitzrasenmäher oder andere laute Maschinen, pflegen die Ziegen den Rasen auf natürliche Weise und stören die anderen Tiere nicht in ihrer Ruhe.“

Der alte Kalk-Steinbruch liegt in der Fränkischen Schweiz, genauer in Scheßlitz (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).
Ersatzquartiere für Zauneidechsen (Bild: Vincent Hammeran / DB AG).

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